Bäumchen wechsel dich – #MutzumJobwechsel #Futability oder Meine Geschichte von Mut, Geduld und Leidenschaft.

Heute kannst du meinen Blogbeitrag zur Blogparade #MutzumJobwechsel von Melanie Vogel lesen. Melanie hat selber einen spannenden Weg (darüber kannst du hier etwas lesen) und wer aus der Köln-Bonner Ecke kommt, kennt vielleicht die Messe Women and Work, ich schätze, die größte Frauen-Berufsfachmesse: ein Werk von Melanie! Sie beschäftigt sich mit Veränderung und Frauenthemen. Mut zum Jobwechsel zu haben… warum, aus welchen Beweggünden, wie geht man es an, soll man oder lieber doch nicht… ein sehr spannendes Thema für eine Blogparade. Ich bin es persönlich angegangen. Und du als Leserin und Leser erfährst heute, wie aus einer halbgaren Schulabgängerin am Ende der Coach (die Coachin – oh wie schräg ich dieses Wort finde!) Annette Bauer wurde! Viel Spaß beim Lesen.

Meine erste berufliche Entscheidung musste ich treffen, als ich 1985 den Realschulabschluss machte. In meiner Erinnerung wurden damals alle Mädchen Arzthelferin oder Erzieherin. Arzthelferin fand ich öde, also wurde ich Erzieherin. Na ja, fast!

Und schon bin ich mitten im Thema der Futability – Blogparade #MutzumJobWechsel von Melanie Vogel. Als ich Melanies Idee einer Blogparade las, die das Thema Veränderung mit dem Thema Jobwechsel zusammenbringen soll und als Verbindungsglied MUT nennt, fingen sich die Sätze in meinem Kopf schon an zu sortieren…

Gibt es beim Jobwechsel eine Art best practice? Für meine persönliche Geschichte ja. Und die heißt nun mal eben MUT. Ich war ein halbes Jahr von der Realschule runter, arbeitete in einem netten kleinen Kindergarten, die Anfahrtszeit zum Arbeitsplatz betrug 90 Min (ich schätze mal, flexibel war ich schon immer), als mein Körper mir einen Strich durch die Rechnung machte. Mein Rücken begehrte gegen die niedrigen Kindergartenstühle auf, ich musste mit ständigen Rückenschmerzen in eine längere Behandlung und das zweite Halbjahr meines Vorpraktikums war von der ein oder anderen schmerzvollen Phase geprägt. Ich hatte dadurch aber auch Zeit zum Nachdenken. Ich merkte in der erzwungenen Auszeit, dass das nicht meine Zukunft war und ich ersann schnell neue Wege, wo es beruflich hingehen könnte. Mir fiel auch plötzlich auf, dass es da ja vielleicht noch das ein oder andere Spannende zu lernen gab. Und so fing ich in meiner Freizeit wieder an zu büffeln und bereitete mich auf den Wechsel zur Höheren Handelsschule vor. Warum? Keine Ahnung, ich hatte einfach Lust dazu, nachdem klar war, dass der Kindergarten nicht der richtige Ort war.

Es war also schon bevor ich richtig in der Berufswelt angekommen war, die Situation entstanden einen Jobwechsel einzuleiten. Mit 16. Berufen fühlte ich mich damals noch zu nichts. Ich war offen und hatte 1000 Interessen. Und plötzlich machte Schule Spaß!  Nach zwei Jahren Schule wusste ich immer noch nicht so recht, wohin die Reise gehen sollte… Am Ende begann ich eine kaufmännische Ausbildung zur Buchhändlerin. Eine wahnsinnig tolle Zeit! Bis ich in diesem Job am Ende der Fahnenstange angelangt war. Mit Anfang 20 wurde der Job einfach nur langweilig. Es erschienen zwar in jedem Jahr Unmengen an Büchern, aber lesen war ja nicht das, was ich den ganzen Tag machte. Ich hatte Freude daran gefunden, mit den Azubis zu arbeiten, ABER da war die Karriereleiter blockiert. Alle Abteilungsleiterstellen waren bis zur Rente besetzt und die Alternativen im Buchhandel waren nicht sehr groß. Alles schrie nach Veränderung! Ich schwankte: wollte ich einen eigenen Krimi-Buchladen? Oder wollte ich vielleicht doch junge Leute auf einer Berufsschule unterrichten? Schließlich entschied ich mich für ein Studium der praktischen Theologie. Dieser Jobwechsel war äußerlich absolut freiwillig! Aber innerlich war es eine harte Zeit, bis ich die Arbeitsjahre voll hatte, die mir den Empfang von elternunabhängigem Bafög ermöglichten. Melanie stellt in ihrem Aufruf zur Blogparade die Frage, wie wir damit umgegangen sind, wenn wir unfreiwillig Mut zum Jobwechsel aufbringen mussten. Wenn der Drang den Job zu wechseln von innen kommt, ist es ziemlich schwer dem Umfeld klar zu machen, dass „das jetzt sein muss“. Ich war noch nicht lange in meiner ersten eigenen Wohnung. Ich liebte meine wunderschöne Altbau-Mansardenbude! Aber ich würde sie nicht halten können. So ganz zu Mama und Papa? Wollte ich auch nicht mehr. Und noch dazu würde ich das Studium in Mainz beginnen. Der Mut den ich brauchte, kam aus der tiefen Quelle des Willens zur Veränderung. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie ich – wie eine liebe Kollegin es mir gerade vorlebte – fünf Jahre vor der Rente auch nur noch von der Rente rede! Ich brauchte den Mut, erstmal auszuharren. Noch ein ganzes Jahr bleiben, dem ungeliebten Job nachgehen und dabei das Beste draus machen! (Das waren übrigens literarische Vorträge bei einem Bildungsträger, manchmal hilft etwas außerhalb der Arbeit, um Durststrecken zu überwinden!). Und ich brauchte den Mut, Liebgewordenes aufzugeben. Den Mut mich in ein neues soziales Netz und eine andere Stadt zu begeben. Ich gab meine Wohnung auf, bezog in meiner Heimatstadt ein Wohnklo in Waldlage, gleichzeitig ein Wohnheimzimmer in Mainz und studierte mit dem Ziel, Dipl. Religionspädagogin zu werden und einmal im katholischen Gemeindedienst zu arbeiten. Ich habe es geschafft! Ich mache immer wieder in meinem Leben die Erfahrung, dass der wichtigste Schritt die grundsätzliche Entscheidung ist. Wenn die getroffen ist braucht es Mut, ja, aber dann „läuft“ es auch. Bei mir ist es so. Ich kann lange abwägen. Ich kann sehr spontan aus dem Bauch heraus entscheiden – heute bei weitem häufiger als damals. Aber wichtig ist die Entscheidung etwas zu tun!

Das „Mut zum Jobwechsel“ – Spiel habe ich während meines Studiums perfektioniert! Ich hatte Jobs als Kellnerin bei einer Pizzakette, als Nacht- und Wochenendehilfe bei einer Schwerbehinderten, als Buchhändlerin, als Hilfskraft in der Bibliothek der Fachhochschule, als Babysitterin… Die Entscheidung für einen neuen Studentenjob war immer getragen von zwei Dingen: macht die Arbeit Spaß, fühle ich mich wohl und bringt sie das Geld, das ich brauche. Egal ob jemand den Mut aufbringen muss, weil er von außen gezwungen ist, durch Entlassung, Umzug, Trennung… oder ob der Zwang von innen heraus kommt: Mein Rat ist immer diese beiden Komponenten gleichzeitig anzuschauen. Wenn sich dir eine Gelegenheit bietet, entscheide nicht nur danach, ob der Job Spaß machen wird und entscheide auch nicht nur danach, ob der Job Kohle bringt. Gerade meine Aushilfsjobs, die ja ganz klar Kohle bringen sollten, haben mich gelehrt, dass auch 10 Stunden in der Woche zur Hölle werden können, wenn man keinen Spaß an dem hat, was man tut.

Am Ende des Studiums hatte ich einen befristeten Job, der wirklich Spaß machte. Ich kam durch Zufall ins Team, das den Katholikentag in Mainz organisierte und durchführte. Ich war ein Rädchen im großen Getriebe, aber ich wurde gut bezahlt, hatte einen hochspannenden Job und einen Mordspaß! Und was mir heute erst klar ist: eine wichtige Komponente daran, dass ich den Job heute noch supercool finde, ist, dass er irgendwann einfach vorbei war.

Ich kam gar nicht erst an den Punkt, dass ich merkte, es passt nicht mehr. In meinen jetzigen Jobs – ja, beiden – erlebe ich immer häufiger Menschen, die in einer beruflichen Situation „feststecken“ – nach ihrer Einschätzung. Langeweile, Unterforderung, Lustlosigkeit und was es sonst noch im vielfältigen Potpourri der Jobunliebsamkeiten gibt, werden ertragen. Was braucht es zum Mut zum Jobwechsel? Ich denke es bedarf der Fähigkeit sich selbst zu spüren und sich selbst zuzuhören. Definieren zu können, was ich fühle, wie es mir geht und auch zu erfassen, welche Auswirkungen dieses Befinden hat oder einmal haben wird, wenn – ja, wenn ich nicht den Mut aufbringe, etwas zu verändern. Und vielleicht den ungeliebten Job zu wechseln, oder die Firma, wenn mir meine Arbeit grundsätzlich Spaß macht. Auswirkungen übrigens auf mein seelisches und körperliches Wohlbefinden, auf meine Beziehung, meine Familie und auch auf meine Arbeitsmoral. Auf Schlaf, Essverhalten und und und.

Ich bin seit 1998 im katholischen Gemeindedienst. Seit 16 Jahren im gleichen Job. Na ja – fast 😉

Mein Job zeichnet sich dadurch aus, dass man nicht immer in den gleichen Bereichen arbeitet. Man wechselt den Ort, man wechselt die konkreten Arbeitsfelder. Ich habe während dieser 16 Jahre viele Fort- und Weiterbildungen gemacht. Bin mittlerweile auch Erlebnispädagogin. War zwischenzeitlich ein paar Jahre Trainerin für traditionelles Bogenschießen (inklusive einem ersten nicht erfolgreichen Versuch der Selbständigkeit – nebenberuflich versteht sich) und seit 2014 bin ich systemischer Coach. Seit Ende 2014 ganz offiziell mit Website. Seit Frühsommer 2015 mit dem Herzthema Achtsamkeit unterwegs (Blog, Artikel, Vorträge, Trainings…), leidenschaftlicher Gruppencoach für Frauen in beruflicher Veränderung. Leidenschaft. Sie hilft auch ungemein, um den Mut zu entwickeln, den nächsten Weg einzuschlagen, die nächste Station anzusteuern.

Ich bin gerade wieder in einer solchen Mutphase. Das Ziel ist die volle Erwerbstätigkeit als Selbständige. Neben Mut brauche ich dazu gerade Geduld. Auch eine meiner best practices! Es geht bei Mut zum Jobwechsel nicht von jetzt auf gleich. Es braucht die Entscheidung und auch ein bisschen Überlegung. Manchmal Planung. Und unter Umständen Geduld. Aber alles in allem zahlt es sich aus.

Mein jetziger Jobwechsel – der ganz langsam von statten geht – ist ein von außen eingeleiteter, der innerlich zu 150% unterstützt wird. Ich merkte schon länger, dass es „wieder Zeit war“. Und dann scheiterte meine Ehe. Als katholische Seelsorgerin ist das zwar kein Kündigungsgrund, aber die katholische Lehre der Unauflöslichkeit der Ehe bindet nicht zuletzt die Seelsorgerinnen und Seelsorger, die als sogenannte Laien in der Verkündigung stehen. Die Glauben vermitteln. Die Kirche somit auch repräsentieren. Eine Annullierung meiner Ehe kommt für mich nicht in Frage. Also wird irgendwann gezwungener Maßen der Ausstieg kommen müssen.

Und schon in meiner Coachingausbildung ist der Wunsch immer stärker geworden, wieder selbständig für mich zu arbeiten. Zur Zeit mache ich beides. Es ist eine Übergangszeit, die wieder geprägt ist von Mut und von Geduld.

Ob ich irgendeinen meiner Schritte in Sachen Jobwechsel bereue? Nein, auf keinen Fall! Heute weiß ich, dass ich ein Scanner bin, ein Multipotential. Eine von denen, die immer schon wieder etwas Neues im Kopf haben, wenn für alle anderen das aktuelle Projekt noch nicht abgeschlossen scheint 😉 Mein beruflicher Werdegang macht nun für mich doppelt Sinn: Ich bin jemand, der immer in Bewegung bleibt und gerne ausprobiert, der zwar Struktur mag und braucht, aber keine Enge und keine Hierarchien. Wenn man sich immer mal wieder von festgefahrenen Strukturen und von vorgegebenen Hierarchien verabschiedet, Job oder Unternehmen wechselt, kann man sich besser arrangieren. In meinen Jobs und den eingeschlagenen Richtungen gab es durchaus einen roten Faden: den konkreten Menschen, die Pädagogik und das vermittelnde Unterstützen. Dem konkreten Menschen verhelfe ich zu Entwicklung und Entfaltung. Egal, in welchem Bereich.

Heute fühle ich mich „selbständig“ – auch wenn der allerletzte Schritt noch nicht getan ist. Die Selbständigkeit, für die ich mich entschieden habe, schafft mir Raum für Vielseitigkeit, wie ich sie nirgends sonst gefunden habe, wie ich sie aber brauche.

Melanie fragte auch, ob ich das Gefühl hätte, etwas falsch gemacht zu haben, beim Mut zum Jobwechsel haben. Nein! Alles richtig gemacht! Auch wenn es Schleifen oder scheinbare Umwege gab. Auch wenn es für andere so aussieht, als würde ich „immer wieder etwas anderes machen“. Ja, genau! Und das ist das Schöne, was mir der Mut zum Jobwechsel beschert! Ich habe immer zur Zufriedenheit gefunden. Bis der Ruf zur Veränderung kam. Diesen wahrzunehmen und zu hören ist immer richtig! Und dann damit umgehen, kreativ, besonnen, mit Kopf und Bauch. Ganz gleich ob einmal, zweimal oder zehnmal im Leben. #MutzumJobwechsel lohnt!

Ps: es ist auch nie zu spät und wie sind nie zu alt und für jedes ja-aber gibt es ein ja-und…

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