Veränderung

Wie oft hast du schon irgendwo Adieu gesagt, dich ausgeklinkt, Abschied genommen – freiwillig oder aus einer Not oder weil das Außen es so wollte?

Es gibt so unterschiedliche Konstellationen, in denen sich Veränderung ereignet. Wir leben als Menschen in Systemen: Familie, Beruf & Arbeitsstelle, Paarbeziehung, Freundschaften, Verwandtschaft… du wirst das sicher noch ergänzen können. Und wenn ich ehrlich bin: Es kommt immer und immer wieder zu Veränderungen in diesem sozialen Kontexten. Es muss nicht gleich die Trennung aus deiner Beziehung sein. Es kann ein Schulwechsel deiner Kinder sein, ein:e geschätzer:r Kolleg:in geht, ein lieber Onkel oder die Oma stirbt. Oder es sind die Dinge die auch mal alle treffen: Die Eltern gehen oder die Kinder werden erwachsen und gehen eigene Wege.

Ich fühle mich manchmal wie eine Spezialistin in Sachen Systemausstieg. Ich habe schon viele Ausstiege erlebt. Ich bin aus meinem ersten Beruf (Buchhändlerin) raus, weil ich nochmal was ganz anderes machen wollte. Ich habe meine Heimatstadt verlassen und bin erst zum Studium nach Mainz und dann später der Liebe und des Jobs wegen nach Köln gegangen.

Ich habe mich von meinem Ex-Mann getrennt und bin seit vielen Jahren glücklich geschieden – es war insgesamt ein sehr harter und schmerzvoller Systemausstieg.

Ich habe auch mal eine harte Entscheidung hin auf meine Kernfamilie getroffen. Mein verstorbener Großvater war ein schwieriger Mensch, der in seinem Umfeld viele andere Menschen verletzte und kein gutes Eltern-Kind-Verhältnis lebte. Auch wenn ich wusste, dass seine Lebensgeschichte ihn zu dem gemacht hatte, der er nun mal war – ich brach den Kontakt ab.

Und dann ist da noch mein Ausstieg aus der katholischen Kirche. Als Seelsorgerin nach mehr als 20 Berufsjahren in einem geliebten Job und als Gläubige nach 52 Jahren in diesem System. Weil der Systemrahmen so sehr meinen Werten, meiner Haltung und meiner Auffassung zum Leben und der Gleichheit der Menschen widersprach, dass ich nicht mehr Teil davon sein konnte.

Gerade begleite ich meine Tochter in ihre Selbständigkeit. Das Studium beginnt, eine andere Stadt wartet. Veränderung und gleichzeitig auch eine große Verschiebung in unserem System. Ihre Veränderung heißt „hinaus in die Welt“, sie verlässt ihr familiäres System – wenn auch räumlich. Wir lieben uns und sind sehr verbunden, doch 500 km werden uns bald trennen. Sie tritt auch gleichzeitig in neue Systeme ein (Wohnen, Leben, Studieren) und hier bleiben statt Mutter mit zwei Kindern, Mutter mit einem Kind zurück. Auch eine große Veränderung für mich!!!

Warum schreibe ich dir das so ausführlich? Ich habe erfahren, dass ich Veränderungen viel besser meistern kann, wenn ich in einem guten Kontakt zu mir selbst bin. Ja, ich nutze jetzt das Wort Selbstfürsorge. Es ist etwas abgegriffen, doch es gibt kein besseres, das erklärt, um was es für dich in Veränderungssituationen geht: Sorge für dich! Wisse um dich! Kenne deine Gefühle auf die veränderte Situation hin!

Für meine Tochter freue ich mich. Ich spüre nocheinmal dieses Kribbeln des Aufbruchs in eine großes Abenteuer, das ich auch selbst damals spürte, als es für mich zum Studium nach Mainz ging. Ich genieße diese innige Verbundenheit, die wir jetzt in den letzten Wochen beide auskosten. Ich bin stolz, dass sie den Mut und die Lebensoffenheit hat, diesen Schritt zu gehen. Und gleichzeitig merke ich die Tränen, den Klos im Hals, wenn ich engen Freunden davon erzähle, dass sie auszieht. Ich spüre jetzt schon den Verlust der Vertrautheit, wenn man zusammenlebt, die Wohnung teilt, täglich die Stimmungen des anderen mitbekommt. Ich bin traurig, freudig, aufgeregt – alles gleichzeitig. Und weil ich das alles wahrnehmen kann und bei mir bin, mich beobachte und zulasse, kann ich für mich sorgen.

Ich habe mich mit einer Freundin für den Tag nach dem Auszug verabredet – weil mein Mutterherz dann Freundinnenzeit brauchen wird.

Ich plane – nach Rücksprache mit meiner Tochter – die Einrichtung eines eigenen Praxisraumes in ihrem dann ehemaligen Zimmer. Platz wird dennoch immer für sie sein. Doch ich werde kein Mausoleum für die ausgezogene Tochter errichten.

Ich gestalte die Zeit jetzt vor dem Auszug sehr intensiv mit ihr. Ich kaufe ein, ich packe mit ihr Kisten, gebe mein Wissen und meine Erfahrung mit, wenn sie danach fragt. Ich genieße jeden Tag, den wir in dieser gewohnten Weise miteinander haben. Und überlege jetzt schon, wie ich die neue Zeit als Mutter gestalte.

Veränderung braucht Bewusstsein und Selbstfürsoge. Ganz gleich, ob es die kleinen Veränderungen sind oder die großen! Und manchmal braucht es Unterstützung von Außen: Freund:innen, Partner oder Partnerin, Gleichgesinnte oder ein Coach.

Das ist mein Apell heute: bleib bei dir und sorge für dich. Wisse um dich, deine Bedürfnisse und wie du eine Veränderung gut für dich gestalten kannst. Und scheue dich nicht, andere um Unterstützung zu bitten. Das macht alle Menschen aus: Wir müssen nichts alleine schaffen.

Wenn ich dich unterstützen kann, dann melde dich gerne und wir finden die passende Form!

Ich wünsche dir eine gute Veränderungszeit,

deine Annette – Coach & Autorin

Und hier kannst du mal schauen, wie ich dich unterstützen kann:

https://www.annette-bauer.com/

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