Ich habe noch nie etwas zum Thema Inneres Kind und die Arbeit dazu geschrieben.
Innere-Kind-Arbeit ist nicht nur ein bisschen Schischi und kuscheln und dann ist alles gut. Innere-Kind-Arbeit braucht Zeit, ist Arbeit und fordert mitunter ganz schön heraus.
Heute morgen war ich im Wald laufen. Mein Sport besteht zur Zeit aus einer Mischung aus Laufen und Walken. Heute bin ich einen Berg hochgerannt, durch den Wald gestiefelt, habe geweint und war froh, dass zumindest ein Baum da war, um mich anzulehnen. Ich habe auf einem liegenden alten Baumstamm gestanden und mich in den Himmel gereckt. Habe auf einem Baumstumpf meditiert und alles, was ich fühle, in den letzten Wochen entdeckt und bearbeitet habe, dem Universum hingehalten. Andere sagen Gott dazu oder irgendwas sonst. Egal. Ich habe alles an etwas übergeben, das größer ist, als ich selbst es bin.
Ich bin Coach, noch dazu Emotionscoach, arbeite also mit dem, was bei Entwicklungs- und Veränderungsprozessen so stark wird: unserer Gefühlswelt. Ich habe schon sehr viel an meinen eigenen Themen gearbeitet und erkläre meinen Klient:innen immer, dass es mit vielen Themen ist wie mit einer Zwiebel. Schicht für Schicht tragen wir ab. Schicht für Schicht wird klarer, um was es eigentlich geht. Auch bei mir. Und in den letzten Wochen habe ich in innerer Arbeit und mit einem Coach meines Vertrauens sehr tiefe Schichten abgetragen und auf Dinge geschaut, die ich zu früheren Zeitpunkten vielleicht geahnt habe, doch noch nicht klar sehen konnte.
Ja, das innere Kind ist eine Instanz, ein Anteil in jedem Menschen, der sehr viel Macht haben kann. Weil er zum frühesten gehört, was sich in uns etabliert. Von den ersten Erfahrungen, teilweise vorgeburtlich, bis ins Jugendalter, sammelt sich dort alles. Das innere Kind oder vielmehr, unsere inneren Kinder, denn es kann sie aus verschiedenen Phasen geben, sind wie ein Trichter, in den alle Erfahrungen des Heranwachsens hineinfallen. Und in unseren Seelenboden einsickern. Sie sind der Dünger für unsere Persönlichkeit und lassen etwas in uns wachsen. Wenn wir ehrlich sind hat jeder einzelne Mensch Erfahrungen, die er oder sie eher positiv empfindet und solche, die eher als belastend und schwer empfunden werden. Mit letzterem können wir oft gut umgehen. Nicht alles wird zu einer solchen Last im Erwachsenenleben, dass man sie schier nicht tragen kann.
Und doch gibt es Dinge, die dich unter Umständen sehr lange begleiten und für die du keine Erklärungen hast. Mich haben solche Dinge in den letzten Wochen eingeholt. Durch verschiedene äußere Auslöser wurde ich daraufgestoßen und konnte nicht NICHT hinschauen. Auch wenn es anstrengend, nervenaufreibend, schmerzhaft und schlafraubend war. Ja, so ist das manchmal. Wer im therapeutischen oder im Coachingbereich arbeitet kann nicht wirklich glaubhaft behaupten, die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und das Aufdecken und Bearbeiten der eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, sei nicht auch echte Arbeit. Auch Coaching ist nicht nur nett reden, bisschen kuscheln und schon bin ich mein Problem los. Es gibt Themen, die schnell und nachhaltig bearbeitet werden können.
Themen wie Vortrags- oder Prüfungsangst, Angst vorm Zahnarzt oder Hunden, dem Fliegen, Rolltreppen, Aufzügen, Autofahren oder ähnlichem. Oder mit Genusscoaching der übermäßige Konsum vom Chips oder Schokolade. (Selbst ausprobiert – Wirksam!)
Für alles, was eines längeren Prozesses bedarf, bin ich dankbar, mit einer Methode zu arbeiten, die mit vielen Ressourcen meine Klient:innen stärkt und ihn ihrer Kraft hält.
Lohnt sich dieser ganz Aufwand? Ja, auf jeden Fall. Wenn du einen Garten hast, weißt du, dass er nicht von selbst erblüht. Er will gepflegt, irgendwann angelegt und immer von Unkraut oder ähnlichem befreit werden. Dein Inneres, deine Persönlichkeit, deine Seele ist wie ein Garten. Du kannst ihn einfach „stehen lassen“, dann kann es gut sein, dass ein toller wilder Garten mit Blumenvielfalt entsteht, in dem sich viele Insekten wohlfühlen und den andere bewundern. Übertragen: Du bist einfach ein prima Mensch, der sein Leben meistert ohne große Hürden.
Es kann aber auch sein, dass du nichts aktiv in deinem Garten machst und er statt wild-romantisch vollkommen verwildert und vernachlässigt aussieht. Dass keine Pflanze so richtig ihren eigenen Platz einnehmen kann oder eine sogar völlig dominant alles überwuchert. Da werden sich auch Tiere tummeln, doch vielleicht kommt es nie zu einem gesunden natürlichen Gleichgewicht. Übertragen: Du bist ein prima Mensch, der jedoch immer wieder über sich selber stolpert, der vor Herausforderungen steht und den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, der sich selbst und seinen Beziehungen im Weg steht.
Der Aufwand lohnt sich. In meinem Garten konnte ich und auch die Menschen, die mir nahe sind sich immer ganz gut aufhalten. Mit den Jahren gab es so viele schöne Ecken, wo man sich niederlassen konnte, gut verweilen konnte. Die Menschen kamen und kommen sehr gerne in meinen Garten. Doch auch ich stolpere mal. Ich bin in einer verwilderten Ecke meinem inneren Kind begegnet. Und wir duften uns zusammenraufen. Ich durfte erkennen und loslassen. Ich durfte Wunden entdecken und verarzten. Und jetzt geht die Zeit der Gartenpflege wieder weiter: auch diese Ecke meines Gartens pflegen und im Innen wieder ein Stück heiler werden.
Soll man als Coach so offen darüber sprechen, dass man auch selbst Themen hat? Ja! Wir sind doch alle Menschen – auch Coaches und auch Therapeut:innen. Unsere Gehirne funktionieren gleich, wir haben die gleiche emotionale Grundausstattung und WIR LEBEN ALLE EIN LEBEN. Und dieses Leben hat nun mal eben Höhen und Tiefen und Eltern und Lehrer und Familien und Beziehungen. Und jeder von uns hat dieses innere Kind, das mehr oder weniger ausgeprägt Dinge mit sich rumschleppt, die uns Erwachsenen das Leben manchmal ganz schön schwer machen können. Denn diese inneren Kinder hängen noch in ihrem Schmerz, in Traurigkeit oder Wut, Angst oder Unsicherheit. Lass dein inneres Kind heilen und wachsen. Schenke ihm deine Erfahrung, deine Weisheit und deine Zuwendung.
Ich kann euch nur ermutigen: Manchmal ist es anstrengend, doch die Ernte ist groß!
Ich kam heute auch an einem Getreidefeld vorbei und dachte: Wie reich ich doch beschenkt bin. Auch damit, dass ich seit vielen Jahren – und als Coach gehört es einfach dazu, dass ich im Innen gut aufgestellt bin – auf mich selbst schaue. Mit mir selbst arbeite und meine Persönlichkeit entwickle. Immer weiter entwickle. Es gibt lange Phasen, da läuft das Leben und ist ruhig und schön und ich werde mit allem fertig, was so auf mich wartet. Und dann kommen Momente, da ist es holprig und ich merke schon: Ich darf da an etwas ran.
Persönlichkeitsentwicklung ist etwas Kontinuierliches. Und sie ermöglicht innere Freiheit. Ich bin wieder ein Stück freier. Und ganz ehrlich: dafür bin ich dankbar! Und um nochmal den Garten zu bemühen: Meiner ist eher wild-romantisch und dennoch versorge ich ihn, schaue, dass nichts zu dominant wird, dass alles in einem natürlichen Gleichgewicht bleibt und ich und meine Lieben sich darin wohl fühlen! Coaching mache ich nicht nur in Phasen wie diesen. Ich nutze es auch, wenn mich nur mal was zwickt. Denn das ist die Grundlage, dass ich auch mit den „härteren“ Dingen, sollten sie kommen, gut umgehen kann!
Wie ist dein Garten? Und wie geht es deinem Inneren Kind? Lass uns gerne gemeinsam draufschauen und ein bisschen düngen und gärtnern.
Alles Liebe, deine Annette
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