07 Uhr 26 bei einem Tee. Kinder aus dem Haus. Ruhe. Freier Tag. Das heißt: einmal in der Woche nicht arbeiten müssen. Dafür wartet Hausarbeit, Steuer, Vorsteueranmeldung, das Bedürfnis nach einem Besuch in der Sauna, das gute Buch, der Kaffee im Lieblingscafe… Zuviel für diesen Tag.
Beginnen wird er gleich mit einer Runde Muskelentspannung. Und bei der wird mich heute KEINER stören! Wenn ich ehrlich bin, sind es die Störungen im Alltag, die es mir immer wieder mal schwer machen, an den Dingen festzuhalten, die für mein Wohlbefinden so wichtig sind. Da sind die zwei zusätzlichen Termine, die bei einer freiberuflichen Teilzeitseelsorgerin in freier Zeiteinteilung „dazwischenhuschen“. – Ja, man ist es selber schuld! Da ist der Arzttermin des Kindes, der – wie der Zahnschmerz, das Bauchweh oder das unerklärliche Fieber – nicht planbar ist. Da ist der Notfall bei Freunden, in dem man natürlich da ist, weiß man doch, auch ich kann mich auf sie verlassen, wenn es brennt!… Jeder kann es individuell fortsetzen. Jede hat ihre eigenen Störungen in gewohnten Abläufen. Abläufe, die dem Tag und dem Leben eine so wichtige Struktur geben. Die Halt geben. Etwas sichern. Nämlich die Art innerer Ruhe, die wichtig ist, um zu bestehen und „durchzuhalten“, wenn der Sturm aufzieht. Ein kleiner oder auch mal – Gott sei Dank, selten – ein großer!
Alles klar – wir wissen also wie wichtig Routinen sind, Struktur im Alltag und unsere kleinen persönlichen Rituale, die Kraft, Ausgleich und innere Ruhe geben. Und wie gehen wir damit um, wenn die obengenannten Störungen auftreten? Ganz ehrlich? Oft genug stelle ich alles hinten an und die Störung an erste Stelle. Und bekomme sehr schnell die Quittung dafür. Wenn ich laut werde, wenn etwas nervt oder mir das so lieb gewordene „erst mal tief durchatmen“ nicht gelingt. Wenn ich nicht gut einschlafen kann, weil die Anforderungen des Tages noch in mir arbeiten. Wenn eine Auseinandersetzung mit den beiden Heranwachsenden in meinem Haushalt mir nachgeht, weil wir durch persönliches Rechthabenwollen nicht aufeinander zu gehen können. Wenn ich achtsames Hören, die kleinen Zwischenimpulse am Tag (von der Handy-App, die ich dann einfach wegdrücke 😉 ), die Muskelentspannung oder die Meditation einfach auslasse. Dann werden Störungen zum Killer.
Das muss man sich auch nachsehen können! Wir sind nunmal nicht perfekt. Aber immer, wenn ich es mal wieder bemerke, versuche ich inne zu halten und herauszufinden, welche Begebenheit, welcher Anlass bei mir bewirkt hat, dass ich das aus dem Auge und aus der Prioritätenliste verliere, was mein Leben langsamer und schön macht. Hin und wieder (vielleicht viel öfter, als ich eingestehen mag) sind es die sehr vertrauten und alten Muster. Ich muss als gute Mutter… Meine Eltern haben so viel für mich getan, dann werde ich doch jetzt EINMAL… Die Mail, der Brief, die Benachrichtigung noch, denn es ist ja so wichtig… Ich hab ja an dem Tag noch was Luft, da passt schon noch ein Termin rein… – Ich werde gerne Ansprüchen gerecht. Ich bin gerne da. Ich bin sehr schnell für gute Ideen zu begeistern. Ich freue mich, wenn ich etwas voranbringe und Früchte ernte… Man nennt es die inneren Antreiber, die uns immer wieder austricksen und dazu führen, dass wir vernachlässigen, was wir brauchen. Es gibt verschiedene: Sei perfekt! Sei stark! Streng dich an!Sehr beliebt auch: Mach es anderen Recht! Beeil dich! Diese Grundgedanken, die wir in verschiedenen Abwandlungen schon sehr früh lernen, sorgen oft dafür, dass wir Störungen den Vorrang lassen und uns selbst hinten an stellen. Es lohnt sich, in den Momenten, wo dir bewusst wird, dass du dich selbst hinten an stellst, genau zu hinterfragen, was es gerade ist, dass dich dazu treibt. Es gibt viele Dinge, die es wirklich rechtfertigen! Dann schließe ein Abkommen mit dir selber, lege fest, wann du nachholst, was du für dich brauchst. Und wenn du dich selbst und deine Motivation ertappst, wenn du bemerkst, es sind Motive, die mit deinem Antreiber zu tun haben: lächle dir selber zu und lass es! Mach DEIN Ding. Vernachlässige dich nicht. Gib DIR Raum.